| dc.description.abstract | Diese Masterarbeit ist ein Versuch, anhand einer experimentellen Studie mit 183 norwegischen (Gymnasial-) Schülern von zwei weiterführenden Schulen aus der Umgebung Oslos, einen Einblick in die allgemeine Genuskompetenz norwegischer DaF-Lerner zu geben und zu erfassen, in welchem Maße sich die Befunde auf die Kenntnis anderer Fremdsprachen und die Einstellung des Schülers zur Sprache, zum Unterricht und zu den Lehrern zurückführen lassen. In der Studie wird vor allem untersucht, wie sich die Resultate hinsichtlich der Kategorien Schule, Geschlecht, Klasse und Niveau unterscheiden und entwickeln, während die Motivation im Zusammenhang mit dem Schülererfolg ermittelt wird.
Die Begrenzung auf den Lerngegenstand Genuszuweisung ist aufgrund die Tatsache vorgenommen, dass das Genus der Nomen den Ausgangspunkt für Kongruenzbildungen schafft und fehlendes Genuswissen somit die weitere Konstruktion von Nominalphrasen behindert. Oft erscheint Deutsch nur als ein ewiger Kampf mit dem Genus. Das sinkende Interesse an norwegischen Schulen ist beunruhigend, was der Nachwuchs an (guten) Deutschlehrern hindern kann. Außerdem wird die heutige Situation in der norwegischen Wirtschaft als Krise bezeichnet, da nur sehr wenige Berufsanfänger mit guten Deutsch-Kenntnissen in den Arbeitsmarkt einsteigen. Dies könnte große ökonomische Konsequenzen für den norwegisch-deutschen Handel zur Folge haben.
Die Ergebnisse der Datenauswertung zeigen, dass die Untersuchungsteilnehmer mehr korrekte Zuweisungen bei der Artikeldeklination als bei der Genuszuweisung im Nominativ erreichten. Dies könnte auf mangelhafteres Einüben und Betonen des Genusphänomens im Gegensatz zur Deklination sowohl in Lehrwerken als auch im Unterricht beruhen. Nur wenigen Schülern war die Anwendung der deutschen Relativpronomen vollständig erklärt worden. Unter Berücksichtigung dieser Ausgangslage erreichen die Untersuchungsteilnehmer verhältnismäßig gute Resultate. Trotz mangelhafter Unterweisung in den Genusregularitäten im norwegischen DaF-Unterricht deuten die Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die noch recht beschränkte Genuszuweisungskompetenz der norwegischen Lerner in signifikanter Weise regelgeleitet ist. Bei einer genaueren Analyse aller Probanden wurde deutlich, dass ein höherer Notendurchschnitt, die für den Erwerb aufgewendete Zeit und die Klassengröße einen bedeutenden Einfluss auf die Genuskompetenz hatten vor allem hinsichtlich der Beherrschung der komplexen Kasusformen. Die vorliegende Studie bestätigte auch die Annahme, dass der Genuserwerb linear und parallel zum Ausbau des fremdsprachlichen nominalen Lexikons passiert.
In den Motiven der Probanden zur Deutschwahl wurde deutlich, dass die Mehrheit der Schüler keine andere Veranlassung sieht, Deutsch zu lernen, als die Motive Zufall und Keine andere Wahl . Der Bedarf nach Deutschkenntnissen auf dem Arbeitsmarkt ist groß, aber anscheinend nicht bekannt genug, um die sinkenden Deutschschülerzahlen zu beeinflussen und norwegische Jugendliche dazu anzuregen Deutsch zu wählen. Deutsch als Sprache und als Schulfach wird in Norwegen oft kritisiert und negativ beurteilt. Diese Arbeit zeigt dagegen, dass die meisten Probanden dem Deutschlehrern und dem Unterricht gegenüber positiv eingestellt sind. Die Untersuchung liefert offensichtliche Beweise dafür, dass ein klarer Zusammenhang zwischen der Einstellung und der individuellen Leistungsfähigkeit besteht. Weiter dokumentiert die Studie eine positive Korrelation zwischen dem Erlernen anderer Fremdsprachen und dem Genuszuweisungserfolg im Deutschen. | nor |