Femme Fatale und Femme Fragile. Weiblichkeitsbilder in der deutschen Literatur

Abstract

Die Weiblichkeitsbilder der Femme fatale und der Femme fragile stehen in einer langen Tradition. Im Sinne der "dämonischen Verführerin" und "unheilbringenden Frau" einerseits und im Sinne der "idealen Geliebten" anderseits gehören sie zwei alten Motivbeständen an und machen je einen Teil der uralten Eva/Madonna-Konstellation aus. In der Folge erfahren die zu dieser Konstellation gehörenden Frauengestalten charakteristische Abwandlungen, die sich besonders zur Zeit der Romantik und des Fin de siècle zu spezifisch dekadenten literarischen Gestalten herausbilden: dämonische Verführerin, animalisiertes Monster und vampirische Femme fatale auf der einen Seite, überzarte Aristokratin, hypersensible Künstlerin, pflanzenhaft-naives Geschöpf auf der anderen Seite, um einige zu erwähnen. Die 'echten' Femmes fatales und Femmes fragiles, die als Krisenphänomene zu betrachten sind, bilden sich seit Beginn der Romantik als Folge der damaligen im Zeitalter der Revolution gesellschaftlichen Verunsicherung aus und setzen sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch. Um die Jahrhunderwende erleben sie ihre Blütezeit - in der Fin de siècle-Literatur bekommen sie ihren ausgeprägten Charakter und etablieren sich als Begriffe.