Abstract
Das ursprünglich arme Bergbauerndorf Obersalzberg erlebte ab Ende des 19. Jahrhunderts als beliebter Luftkurort eine Blütezeit, in dem der seit 1923 immer wiederkehrende Adolf Hitler zunächst nur ein unscheinbarer, netter Nachbar war. Nach der Machtübernahme 1933 wurde der Ort zusehends von Nazi-Spitzen und Hitler-Wallfahrern belagert, was sich nicht mehr mit dem Kurtourismus vereinbaren lie. Ab 1935 wurden die Obersalzberger unter Aufsicht von Hitlers Sekretär, Martin Bormann, mit brutalen Methoden ausgesiedelt, das Gebiet eingezäunt und zu einem Hauptquartier der Nazis ausgebaut. Hitlers bescheidenes Privathaus wurde in den protzigen Berghof verwandelt, wo der Diktator bis 1944 viel Zeit mit seiner geheimen Geliebten Eva Braun, Albert Speer und anderen verbrachte und sich auch als Diplomat und Feldherr inszenierte. Im April 1945 wurde das Hauptquartier durch einen Bombenangriff zerstört. Nach dem Krieg stand das Gebiet unter amerikanischer Verwaltung, bis es 1995 dem Freistaat Bayern zurückgegeben wurde. Unter den jährlich hundert tausenden Touristen, die auf das berühmte, im Krieg unbeschädigte Kehlsteinhaus fahren, mischen sich bis heute immer wieder Hitler-Verehrer. Mit dem 1999 eröffneten Dokumentationszentrum und einem 2005 in Betrieb genommenen Luxushotel sollen jedoch neue Akzente zur Vergangenheitsbewältigung und Wiederbelebung des gehobenen Tourismus gesetzt werden.