Abstract
Gegenstand der Textanalyse ist Robert Musils Debütroman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Die Sprachskepsis gilt sowohl als Charakteristikum der Wiener Moderne wie auch als eines der Kennzeichen des Romans. Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die Annahme, dass ein neues Vertrauen in die Authentizität des körperlichen Ausdrucks die Wissenschaften und die Kultur um 1900 geprägt hat. Zeigen sich Spuren dieses Körpervertrauens im Roman? Wie gestaltet sich körperliche Erfahrung? Kann Törleß durch den Körper die Wirklichkeit erkennen?
In diesem Zusammenhang sind die Begriffe Körper, Sprache und Macht interessant. Diese beziehen sich sowohl auf die Handlung des Romans als auch auf meine Lesart: Ich setze mich mit den Machtverhältnissen und Hierarchien in der Textstruktur und in der Figurenkonstellation auseinander. Ich zeige, wie die verschiedenen körperlichen Ausdrucksweisen erscheinen und dass diese manchmal im Konflikt mit dem Männerideal des Konvikts sind. Sie widersetzen sich der Ordnung, die in der Kadettenanstalt wichtig ist. Weiterhin werden einige Verbindungslinien zwischen den Körperbildern des Romans und den zeitgenössischen Körperauffassungen gezogen. Abschließend versuche ich zu zeigen, wie sich die Fragestellungen auf zwei andere Texte der Epoche anwenden lassen.