Abstract
Synopsis
Die vorliegende Abhandlung untersucht die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der schizoiden Seelenverfassung eines Dichters und seiner dichterischen Sprache gefunden werden kann. Gegenstand der Untersuchung ist Hans Davidsohn, mit seinem Dichternamen: Jakob van Hoddis, ein Dichter des Expressionismus. Das Vorliegen einer schizophrenen Erkrankung bei ihm ist in mehreren Krankenhausberichten dokumentiert. Der Ausbruch der Krankheit im Jahre 1912 bedeutete einen Einschnitt in seinem dichterischen Wirken und hat sich in Änderungen in Form und Inhalt seiner Gedichte, besonders in deren sprachlichem Ausdruck, niedergeschlagen. Um diese Änderungen beobachten zu können, muss zunächst der persönliche dichterische Stil ins Auge gefasst werden, der sich aus dem Zusammenwirken der Individualität des Dichters und des ihn umgebenden Kontextes der Vorkriegszeit ergeben hat. Einwirkungen einer zum Schizoiden neigenden sozialen Umgebung werden in Erwägung gezogen. Des weiteren werden die Umstände der Krankheit Schizophrenie näher beleuchtet, und es werden im Rückgriff auf bereits vorliegende Untersuchungen die Auswirkungen von Denk- und Verhaltensstörungen und Persönlichkeitsveränderungen auf die Sprache analysiert. Der Kern der Untersuchung besteht in einem Vergleich der Sprache von Gedichten vor dem Ausbruch der Krankheit mit Gedichten nach dem Ausbruch derselben. Dabei zeigen sich dann deutlich bestimmte Kennzeichen des dichterischen Ausdrucks, die signifikanten Veränderungen unterlegen sind. Muss so auf der einen Seite die anfangs gestellte Frage bis zu einem gewissen Grade bejaht werden, so muss zugleich auf der anderen Seite betont werden, dass der ästhetische Wert der Gedichte darunter nicht zu leiden braucht. Vielmehr ergeben sich für den Leser der Gedichte neue Einfallswinkel, die den Grad des Verständnisses für das Wirken des Dichters erhöhen.