Abstract
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den s-Lauten im deutschen Kunstgesang, wie sie in Kunstliedern aus der Romantik von deutschen und nicht-deutschen Sängern realisiert werden. Anhand eines Materials von fast 18 000 s-Vorkommen aus 29 Aufnahmen von 17 verschiedenen deutschen und nicht-deutschen Sängern werden die realisierten s-Laute durch eine auditive Analyse systematisch klassifiziert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Frage des Stimmtonverlusts vom stimmhaften s-Laut (/z/) nach stimmlosen Konsonanten. Nicht selten werden s-Laute in dieser Position von Sängern mit hörbarer Phonation realisiert, obwohl der stimmhafte s-Laut in der Sprechsprache nach stimmlosen Konsonanten gewöhnlich durch Assimilation entstimmt wird.
Mithilfe der auditiven Analyse ist der tatsächliche Gebrauch von Stimmtonverlust des /z/-Phonems im deutschen Kunstgesang bei deutschen und nicht-deutschen Sängern untersucht worden. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Unterschied in der Verwendung von Stimmtonverlust zwischen diesen zwei Gruppen von Sängern. Da die auditive Analyse auf Aufnahmen aus sechs Jahrzehnten basiert, kann zudem nachgewiesen werden, dass Stimmtonverlust des /z/-Phonems im Laufe der Zeit unter den deutschen Sängern häufiger vorkommt; eine Entwicklung, die von den nicht-deutschen Sängern dieser Analyse nicht ausreichend reflektiert wird. Deshalb werden im letzten Kapitel einige praktische Ratschläge gegeben, die nicht-deutschen Sängern das Erlernen einer authentischen deutschen Aussprache der s-Laute im deutschen Kunstgesang vereinfachen sollen.